Am 10. Januar 2024 waren die Besucher*innen der bayernweiten Vortragsreihe "Querverweise" im Zett9 in Fürth zu Gast. Diesmal wurde sie von der Hochschulgruppe in Erlangen und Nürnberg organisiert wurde. Der Einstieg in das Thema "Einfluss von Forsten & Wäldern auf die Biodiversität" wurde durch den beeindruckenden Impulsvortrag von Dr. Christian Stierstorfer, einem erfahrenen Waldbesitzer und LBV-Waldexperten, gestaltet. Er schilderte uns die Herausforderungen, mit denen unsere Wälder und Bäume konfrontiert sind. Neben der Abholzung, dem Wildverbiss und Schädlingsbefall wies er auch auf den Klimawandel als eine der größten Bedrohungen für unsere Wälder hin.
Trotz dieser Herausforderungen betonte Dr. Stierstorfer die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit unserer Wälder und ihre Fähigkeit, mit schwankenden Umweltbedingungen umzugehen. Doch warnte er auch davor, dass unsere Art der Wald- und Holznutzung diese Fähigkeit stark beeinträchtigen kann. Er sprach sich daher für eine nachhaltige Holznutzung aus und plädierte für einen Waldumbau hin zu mehr Naturnähe und Resilienz. Dieser Umbau könne durch die Förderung einheimischer Baumarten und die Nutzung ihres breiten ökologischen Spektrums erreicht werden. Dr. Stierstorfer betrachtet dieses breite ökologische Spektrum und der Prozessschutz der Wälder als Chance im Kampf gegen den Klimawandel.
Bunt gemischt, mit dicken, dünnen, jungen, alten und toten Bäumen
Kann genutzt oder ungenutzt sein; schwierig zu beantworten, Beispiel: Mittelwaldnutzung in Franken: ohne solche Nutzung wären dort andere/keine Rote Liste Arten
Viel Totholz, vor allem dickes Laubholz und stehenden Bäume sind wertvoll
Fehlen von großen Bäumen, Altbäumen, Biotopbäumen
Arten die wirtschaftlich nicht interessant sind, werden häufig entfernt (Pionierbaumarten wie Birke, Zitterpappel) ➜ haben aber viele spezialisierte Insektenarten und Lebensgemeinschaften
Holznutzung: Rückegassen vernichten ~15% Waldfläche und stören Waldklima (es wird trockener) ➜ Verlust von großen geschlossenen Waldflächen ➜ Verlust vieler Insektenarten
Wild: Verbeißt unterschiedliche Arten unterschiedlich stark ➜ verändert Artenzusammensetzung
Wald in Städten eher als Park, keine typische Waldbewirtschaftung möglich
Höherer Sicherheitsanforderungen z.B. wegen öffentlicher Nutzung als Erholungsraum ➜ kein Totholz in der Krone
Wälder in Städten häufig mit sehr alten Bäumen ➜ Urwaldreliktstandorte ➜ Zufluchtsort für viele seltene Insekten ➜ für Insekten ist der Wald in der Stadt gut
Wald und Wild: Jagd kann sinnvoll sein, aber nur bei Verkürzung mit gleichzeitiger Intensivierung der Jagd (Rehe weniger scheu ➜ verbrauchen weniger Energie ➜ weniger Verbiss)
Um Sicherheit für Insekten in der Stadt zu ermöglichen: ➜ Totholz evtl. einzäunen
Keine klare Antwort wie Waldwirtschaft im Klimawandel betrieben werden soll ➜ muss viel getestet und ausprobiert werden
Aber genug innerartliche Diversität bei Bäumen vorhanden, um Klimawandel zu meistern (wenn Klimaerwärmung unter 3°C bleibt) ➜ neue Individuen oder Arten haben nun einen Vorteil
Förster sollten Dynamik in Waldbeständen akzeptieren und daraus Nutzen ziehen
Kein Anpflanzen fremdländischer Arten, da Bäume auch Koevolution mit Insekten haben ➜ fremdländische Arten bringen neue Probleme oder bieten kein Lebensraum mehr für heimische Insekten
Die Zukunft ist ungewiss – alles ist im Wandel